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Zeitzeugen Projekt

Ergebnisse des Projektkurs Zeitzeugen 19/20

Das Thema „Flucht und Vertreibung“ war erneut der Schwerpunkt des Projektkurses  Zeitzeugen der Q1 19/20. 14 Schüler*innen hatten wieder die seltene Möglichkeit, die persönlichen Geschichten der NS-Verfolgten unmittelbar von den  Zeitzeugen*innen selbst zu erfahren.  Das Projekt wurde durch den Bundesverband für Information und Beratung für NS-Verfolgte ermöglichte, indem er den Kontakt zu den drei Holocaust Überlebenden Sinowij Goldberg, Klava Leybova und Marina Sagsaganska herstellte. Um die Aktualität des Themas zu verdeutlichen, konnten auch  vier aktuell Geflüchtete aus dem Iran und Afghanistan für Interviews gewonnen werden.

Schnell fanden die Zeitzeug*innen und Schüler*innen in langen Gesprächsrunden zueinander: die Schüler*innen trauten sich, auch schwierige, sehr persönliche  Fragen zu stellen und die Zeitzeug*innen öffneten sich bereitwillig, indem sie  ihre  Geschichte des Verfolgtwerden, von Flucht und Rettung und den Schwierigkeiten, in einem neuen Land Heimat zu finden, erzählten. Manchmal waren die Erzählungen  sehr emotional und für alle schwer auszuhalten. Entsprechend äußerte sich Jean- Luc: „Die Interviews, die wir mit den Zeitzeugen geführt haben, waren schockierend, nicht so abstrakt wie in den Geschichtsbüchern.“
Nach der Interviewphase begann die Schreibarbeit: Die Gespräche musste transkribiert werden und mit Hilfe des Journalisten Uli Kreikebaum schrieben die Schüler*innen biographische und kreative Texte.
Die Arbeitsergebnisse sind auf der Webseite des Bundesverbandes veröffentlicht.
https://bildungsprojekte.nsberatung.de/zeitzeuginnen/ueberlebenden/
https://bildungsprojekte.nsberatung.de/zeitzeuginnen/gefluechteten/

Diese Geschichten von Flucht und Vertreibung, Rassismus und Antisemitismus, Heimat und Identitätssuche sollten  mit Hilfe der Theaterregisseurin Svetlana Fourer in einer Theaterinszenierung verarbeitet werden. Auf dem Schüler und Jugendgedenktag zum Holocaust am 27.1.20 in Köln zeigte unser Projekt  Szenen aus dem Leben von Klava Leybova aus Kiew, die in die Nähe von Stalingrad flüchtete – und dort überlebte.  Hier noch einmal ein großes Dankeschön an Frau Hoffmann mit ihren Schüler*innen Pia Glehn, Pascal Mallmann und Amina Tabacovic,  die diese Aufführung musikalisch unterstützten.
https://www.ksta.de/koeln/auschwitz-befreiung-gedenktag-an-koelner-schule---die-vergangenheit-ist-nicht-vorbei-33810904
Dies sollte die einzige Aufführung bleiben, denn unter Corona Bedingungen waren weder weitere Proben noch große Aufführungen möglich. Als Kompromiss entwickelte die Regisseurin ein Videoprojekt, um die Arbeitsergebnisse kreativ zu präsentieren. Die drei entstanden Videos sind jetzt auf  YouTube zu sehen. Wir freuen uns, wenn viele sich unser Ergebnisse anschauen würden.

Haben Sie meinen Vater gesehen?
 https://www.youtube.com/watch?v=4D5_nbH15GU&feature=youtu.be

Mitten auf See
https://www.youtube.com/watch?v=Lgoi1nODjMw&feature=youtu.be

Von  der Angst, überfallen zu werden
https://bildungsprojekte.nsberatung.de/zeitzeuginnen/ueberlebenden/

Was das Projekt bedeuten kann, zeigt die kritische Reflexion durch die Schülerin Ilka Hemmers

Das Projekt hat mir für mein Leben sehr viel mitgegeben. Eine große Stärke dieses Projekts ist der direkte Austausch mit den Zeitzeugen und den Geflüchteten. Man kann den Menschen direkt in die Augen schauen und die Emotionen hinter ihren Schilderungen wahrnehmen. Hätte ich diese Geschichten als Artikel in der Zeitung gelesen, wären sie für mich nur eine von vielen gewesen.
Was ich sehr gut an dem Projekt finde, ist nicht nur, dass wir Menschen die Chance geben, ihre bewegende Geschichte zu teilen, sondern auch, dass diese  mich dazu angeregt haben, mein eigenes Verhalten in der Gesellschaft zu reflektieren. Ich begann mich zu fragen, wie ich auf Menschen mit Migrationshintergrund zugehe. Außerdem fing ich an, mehr auf mein Umfeld zu achten und zu mutmaßen, was ein einfacher Mensch, der neben mir in der Bahn sitzt, für eine Geschichte haben könnte. Ich habe gemerkt, dass ich begann, Freunde darauf aufmerksam zu machen, was für einen schweren Weg Geflüchtete und Holocaust Überlebende hinter sich haben. Als Fazit nehme ich daraus mit, dass ich um einiges empathischer geworden bin.
Außerdem finde ich den Gesellschaftlichen Beitrag dieses Projekts sehr gut. Es hilft die Geschichte des Nationalsozialismus und dessen Verbrechen nicht zu vergessen. Es macht sensibel dafür, dass auch in der heutigen Zeit Antisemitismus und Fremdenhass existieren.
Zusammenfassend kann ich sagen, dass ich durch das Projekt sehr viel für mein Leben gelernt habe. Und dass ich den gesellschaftlichen Beitrag dieses Projekts sehr wichtig finde.

Zum Schluss Danke
an die Zeitzeug*innen, die sich bereitwillig geöffnet haben, indem sie sehr persönlich erzählt haben;
an die Schüler*innen, die sehr emphatisch auf die Holocaust Überlebenden und aktuell Geflüchteten eingegangen sind;
an Uli Kreikebaum, der die Schüler*innen in kurzer Zeit in die Technik des Interviews eingeführt hat und sie mit unglaublich viel Elan zum Schreiben der Texte angeleitet und motiviert hat::
an Svetlana Fourer, die kreativ mit den Bedingungen der Pandemie umgegangen ist und die Videoprojekte entwickelt hat
und natürlich vor allem dem Verband für Information und Beratung der NS Verfolgten mit seiner Koordinatorin Katarina Gavrik, der dieses Projekt erst ermöglicht hat.

Elisabeth Amling

Rückblick Zeitzeugenprojekt 2017/2018

Mit der Veröffentlichung des Sammelbandes „Wir haben überlebt“ und zwei szenischen Lesungen im Medio in Bergheim (20.6.18) und im Rautenstrauch- Joest Museum in Köln (30.6.18) endete der Projektkurs „Zeitzeugen“ des Schuljahres 2017/18. Mit großen Engagement und Offenheit arbeiteten unsere Schülerinnen, die NS-Überlebenden und Geflüchteten ein Jahr zusammen.

Was ist geblieben:

Ein Buch mit beeindruckenden Biographien, zahlreichen kreative Texte und vielen Fotografien, aus denen die Lebendigkeit und Vielfalt des Projektes spricht.

Zwei szenische Lesungen, in denen die sieben Biographien von den Schülerinnen vorgetragen und durch historische Erläuterungen und Auszügen aus den Gesprächen mit den Flüchtlingen ergänzt wurden.

Ein erster Platz im Engagement Wettbewerb des Paritätischen NRW

Doch das Wichtigste sind:

  • die Beziehungen, die zwischen jungen und alten Menschen, zwischen Juden, Christen, Muslimen und Atheisten entstanden, zwischen Geflüchteten und „Einheimischen“, sie werden hoffentlich das Projekt überdauern,

  • die Erfahrungen unserer Zeitzeugen, die trotz ihrer Erlebnisse ihren Optimismus und Humor nicht verloren haben, dies hat allen Beteiligten Mut gemacht,

  • die Erfahrung, dass Kritik die eigenen Entwicklung voranbringt, Lampenfieber lässt sich besiegen.

  • die Einsicht, dass gute Zusammenarbeit viel schneller zum Ziel führt, Nachfragen und Zuhören sich lohnen,

  • Ohne Humor ist das Leben viel schwerer zu ertragen.

Abschließend noch einmal vielen Dank an die Schülerinnen, die bereitwillig Überstunden machten, an die Journalisten Anglika Calmez, die die Methoden des biographischen und kreativen Schreibens vermittelte und durch ihre unermüdliche konstruktive Kritik und Ermutigungen die Schülerinnen zu Bestleistungen anspornte, an die Theaterpädagogin Patricia Langfeld, die die Biographien bearbeitete und in Szene setzte, mit den Schülerinnen geduldig Sprechtraining machte und zudem das langsame Lesen übte.

Der letzte Dank gilt Geena Moore, Mariana M`Baye und Sevval Turan, die unter Leitung unserer Musiklehrerin Eva Hoffmann mit großen Engagement die musikalisch Lesung mitgestalteten, und Tatiana Dettmer, die uns als lebendes Lexikon in allen Fragen zur Osteuropäischen Geschichte zur Seite stand, die organisatorische Arbeit für den Bundesverband für Beratung und Information von NS- Verfolgte erledigte und zudem immer einsprang, wenn wir eine russische Übersetzerin brauchten.

Der Sammelband mit den Schülertexten und Biographien kann gegen eine kleine Spende im Beratungslehrerzimmer SII bei Elisabeth Amling erworben werden.

Eine Hörprobe aus der Lesung...

Und der WDR-Beitrag zum Reinhören...

Elisabeth Amling